Von Shu-Ha-Ri habe ich auch schon öfter gehört und finde es eine interessante Perspektive.
- shu (守) "protect", "obey"—traditional wisdom—learning fundamentals, techniques, heuristics, proverbs.[1]
- ha (破) "detach", "digress"—breaking with tradition—detachment from the illusions of self, to break with tradition - to find exceptions to traditional wisdom, to find new approaches. In some styles of Japanese music (gagaku and noh), it is also the middle of the song.[1]
- ri (離) "leave", "separate"—transcendence—there are no techniques or proverbs, all moves are natural, becoming one with spirit alone without clinging to forms; transcending the physical - there is no traditional technique or wisdom, all movements are allowed. [1]
Ich habe das aus der Wikipedia kopiert um auf den Punkt einzugehen, dass du gesagt hattest, dass das Agile Manifest und die 12 Prinzipien auf Shu seien. Und in Folge 30, mit dem Techtree, dass sie die Basis sind.
Damit habe ich etwas Schwierigkeiten. Klar soll man möglichst früh schon anfangen sie zu lernen. Nur ist das am Anfang eher ein "Auswendiglernen" als ein tieferes Verständnis davon zu entwickeln. Das kommt erst im Lauf der Jahre und dann ist man eher bei Ha oder gar Ri.
Nochmal anders formuliert und auch abgeleitet aus meinen eigenen Erfahrungen als jemand der selbst seit über 20 Jahren unterschiedliche Kampfkünste trainiert:
Am Anfang kann man nicht viel mit abstrakten Prinzipien anfangen, weswegen man viele konkrete Übungen (unter Anleitung) macht um einzelne Elemente der Kampfkunst zu lernen und langsam ein Gefühl für die größeren Zusammenhänge zu entwickeln.
Auf Entwicklung übertragen heißt das z.B. Scrum anfangs "nach Lehrbuch" (wovon es auch unterschiedliche Auffassungen gibt) zu machen. Beispielsweiße lernt man mit den konkreten Mitteln des Review und der Retro was Inspect & Adapt bedeutet. "Scrum nach Lehrbuch" ist für mich stark Shu (auch wenn hier eine Entwicklung alla Shu-Ha-Ri statt finden kann - anfangs leitet der SM noch viel an, später wird das Team immer selbstständiger).
Wenn man dann anfängt Dinge anders zu machen als sie im Guide stehen (der für mich auch nicht immer konkrete Details vorgibt), ist man mindestens bei Ha. Das geht nur wenn man das Agile Manifest tiefer versteht. Auf Shu arbeitet man daran, aber ein gewisses Niveau erreichen tut man erst auf Ha (anders gesagt: wenn man das tiefer Verständnis hat, ist man auf Ha).
Worauf ich raus will:
Klar soll man das Agile Manifest möglichst früh anfangen zu lernen. Aber seine Bedeutung (teilweise individuell für einen selbst) lernt man erst mit viel Übung in der Praxis.
Gerade für Agilitäts-Anfänger erachte ich es als wichtig(er?) konkrete Handlungsanweisungen wie Scrum zu haben (wahlweise auch erfahrene Kollegen die einen anlernen).
…
Wobei vielleicht auch das nicht immer hilfreich ist. Vielleicht wäre es manchmal besser agile Elemente Schritt für Schritt einzuführen, und maßgeschneidert, anstatt in einem großen Hauruck alles bisherige über den Haufen zu werfen und sehr vieles auf einmal neu zu machen.
So oder so kann man sich mMn ein gutes, tiefes Verständnis des Agilen Manifests nur über Jahre hinweg aufbauen. (und vielleicht auch darüber hinaus wachsen ;-) )
Aber das führt weit weg von meinem eigenen Punkt.